Verbot von Einwegplastik – Zeit für nachhaltige Alternativen

Schnelles und leckeres Essen zum Mitnehmen sowie Essenslieferungen sind der gastronomische Wachstumsbereich in der Corona-Krise. Verbraucher achten dabei zunehmend auf die jeweiligen Lebensmittelverpackungen.

Gefragt sind Verpackungsmaterialien, die die Umwelt möglichst wenig belasten. Plastik ist out, nachwachsende Rohstoffe und biologisch abbaubare Materialien sind angesagt.

Bei Verpackungen zählt immer mehr der Umweltaspekt

Neben den praktischen Aspekten von Lebensmittelverpackungen, wie Schutz des Produktes, einfache Handhabung und die Qualität der Verpackung, haben Umweltaspekte heute fast denselben Stellenwert für den Konsumenten.

Gerade für Gastronomen, die auf Grund der Corona-bedingten Einschränkungen in 2020 ihr Angebot um Take-Away oder Lieferservice ergänzt haben, lohnt es sich über neue Verpackungslösungen nachzudenken und in innovative Verpackungskonzepte zu investieren, da die Konsumenten offen für umweltfreundliche Lösungen sind.
Insbesondere vor dem Hintergrund des vom Europäischen Parlament beschlossenen Verkaufsverbotes von Einweg-Kunststoffartikeln ab dem 3. Juli 2021, bleibt Gastronomen nicht viel Zeit, um umweltbelastende Lebensmittelverpackungen durch nachhaltige Konzepte zu ersetzen. Achtung: Auch Bioplastik ist von dem Verbot nicht ausgenommen. Laut vergleichenden Ökobilanzen des Umweltbundesamtes ist Bioplastik nicht nachhaltiger als Einwegplastik.

Beispiele für nachhaltige Verpackungsarten

  • Papier und Pappe, kompostier- und recyclebar, sind ein häufiger Bestandteil von Einwegverpackungen. Sie werden aus Holz hergestellt und sind CO₂-neutral. Zudem lässt sich Papier sehr gut wiederverwerten. In Deutschland liegt die Recyclingquote für Papier und Pappe bei mehr als 88 %. Für trockene Produkte eignen sich Papier oder Pappverpackungen sehr gut. Soll die Verpackung aber fett- und wasserdicht sein, wird eine Beschichtung benötigt. Diese mehrlagigen Verpackungen sind nur schwer recycelbar und landen deshalb meist in der Verbrennungsanlage. Noch umweltfreundlicher ist Graspapier, das aus einer Holz-Gras-Mischung besteht. Der Rohstoff für Graspapier lässt sich besonders energieeffizient herstellen, erfordert keine chemische Behandlung und weniger Wasser als normales Papier. Graspapier lässt sich gut für einfache Tüten nutzen, wie sie zum Beispiel Bäckereien verwenden.
  • Verpackungen aus Zuckerrohr-Abfall: Ein alternatives Material für Einweggeschirr ist Bagasse. Dabei handelt es sich um ein Abfallprodukt, das bei der Produktion von Zucker aus Zuckerrohr anfällt. Diese Biomasse kann zur Herstellung von Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen verwendet werden. Geschirr aus Zuckerrohr ist leicht und trotzdem sehr stabil. Gleichzeitig ist es wasserresistent, eignet sich für kalte und heiße Gerichte und kann in der Mikrowelle, im Backofen und bei der Tiefkühlung verwendet werden. Bagasse ist kompostierbar und verrottet innerhalb von acht Wochen auf dem heimischen Kompost. Salate können sehr gut in Schalen aus Bagasse verpackt werden, aber auch fettige Imbissgerichte wie Burger.
  • Palmblattgeschirr: Einweggeschirr kann nachhaltig aus den natürlich abfallenden Blättern der Betelnusspalme hergestellt werden. Palmblattprodukte sind klimaneutral, backofenfest, lebensmittelecht und weisen Fett und Wasser ganz ohne zusätzliche Beschichtung ab. Es ist zu 100 % biologisch abbaubar und voll kompostierbar. Dadurch, dass jeder Teller und jede Schale aus individuellen Palmblättern gepresst werden, ist jedes Exemplar ein Unikat. Die besondere Maserung erinnert an Holz und wirkt dadurch hochwertig. Ist das Geschirr nach der Benutzung nur leicht verschmutzt, kann es sogar mit warmem Wasser und ein wenig Spülmittel gereinigt und wiederverwendet werden. Gerade für das Catering oder für Foodtrucks eignen sich Schalen aus Palmenblatt für viele Arten von Speisen, zum Beispiel für Suppen, Pommes Frites, Burger oder Curries.

 

Globaler Verpackungstrend: Nachfüllen im Mehrwegsystem

Trotz des zunehmenden Drucks Einwegplastik zu verbannen, wird es dieses Material noch lange geben. Da nur ein Bruchteil der weltweiten Kunststoffabfälle tatsächlich recycelt wird, besteht die dringende Notwendigkeit, die Nutzung von Einwegverpackungen zu reduzieren. Das Problem ist jedoch, dass Verbraucher zwar eine Reduktion von Verpackungsmaterialien erwarten, jedoch nicht auf Bequemlichkeit verzichten wollen. Für Unternehmen gilt zudem: Die Verpackung ist einer der Hauptkommunikationskanäle einer Marke. Bindet man die Verpackung in ein umfassendes Mehrwegsystem mit verschiedenen Partnern ein, kann dies bezüglich der Inhaltsstoffliste und des Wiedererkennungswertes schnell zu einer Herausforderung werden. Im Kern müssen Hersteller und Marken intensiv daran arbeiten, den Verbrauchern eine Lösung anzubieten, bei der das Nachfüllen ein einfacher Prozess ist.

Verschiedene Mehrweg-Systeme eignen sich dafür, dem wachsenden Bewusstsein in Sachen Müllvermeidung gerecht zu werden. Eigene Behälter von Zuhause mitzubringen ist für einige Kunden bereits ein bewährtes Verhalten. Das Hindernis, das kundeneigene Mehrweg-Geschirr zu befüllen und gleichzeitig die strengen Hygienevorschriften im Lebensmittelverkauf zu beachten, wird vielfach dadurch überwunden, dass die Behälter auf ein Tablett gestellt und so über die Theke gereicht werden.

Beim schnellen Snack zwischendurch und der spontanen Mitnahme von kleinen Gerichten, ist jedoch der eigene Mehrwegbehälter nicht immer zur Hand. Pfandsysteme können hier eine Alternative sein. Dafür fehlt jedoch teilweise noch der Anreiz, weil Pfandgefäße oft nur im Ausgabegeschäft wieder zurückgegeben werden können. Wer beim Kauf seiner unverpackten Speisen möglichst flexibel bleiben möchte, wird deshalb ein Pfandsystem eher dann annehmen, wenn es in unterschiedlichen Geschäften eingesetzt werden kann.

Mehrwertsystem VYTAL

Besonders viel Aufmerksamkeit gewann in 2020 das Konzept von VYTAL durch einen Auftritt in der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“. Dabei handelt es sich um ein digitales und pfandfreies Mehrwegsystem mit hochwertigen, auslaufsicheren Essensverpackungen für Mitnahme- und Lieferessen. Es richtet sich an Kantinenbetreiber, Restaurants, Supermärkte und Lieferdienste, die Einwegverpackungsmüll vermeiden wollen und VYTAL pro Befüllung bezahlen. Für Konsumenten ist die Anwendung vergleichbar mit anderen Sharing-Diensten wie beispielsweise E-Scootern. Kunden registrieren sich einmalig in einer App oder kaufen eine sogenannte Offlinekarte und können damit bei jedem Partner frisch gereinigte Gefäße ausleihen und sie bei jedem beliebigen Partner zurückgeben. Die Abwicklung des gesamten Prozesses erfolgt digital über die QR-Code-Etiketten auf den Gefäßen. Mit Hilfe von Erinnerungen und Anreizen werden die Nutzer zur regelmäßigen Verwendung und Rückgabe der Gefäße motiviert. Mit über 98 % Rückgabequote und einer durchschnittlichen Leihdauer von 3,5 Tagen erzielt VYTAL nach eigenen Angaben bessere Rücklaufquoten als das deutsche Flaschenpfandsystem.

Resümee

Auch wenn Corona-bedingt die Mengen an Einwegverpackungen für Essenslieferungen trotz gestiegenem Nachhaltigkeitsbewusstsein wieder angewachsen sind, müssen sich Gastronomiebetriebe über neue Lösungen zu Mülleinsparung im Liefer- und Take-Away-Geschäft Gedanken machen, um auch in Zukunft noch wettbewerbsfähig zu sein.
Immerhin ein Viertel der Deutschen wäre bereit mehr Geld für ein Produkt in einer nachhaltigen Verpackung auszugeben. Bei einer Mehrwegverpackung ist die Zahlungsbereitschaft sogar noch höher.

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