„Fusionküche“ mit Geflüchteten
Mit der Beschäftigung von Geflüchteten und Migranten bereichern Gastronomen nicht nur ihre Speisekarte, sondern können auch ihren Personalmangel minimieren.
Gefüllte Kichererbsen-Teigtaschen, Arabische Linsensuppe mit Minze, und gegrillter Blumenkohl mit Tahina und schwarzem Kümmel – in der Altonaer Produktionsküche von Chickpeace duftet es köstlich exotisch. Was daran liegt, dass bei dem Hamburger Catering-Service Speisen aus den verschiedensten Regionen der Welt erstellt werden. Und zwar von über einem Dutzend Frauen aus Syrien, Eritrea, Somalia und Afghanistan. 2015 als ehrenamtliches Kochprojekt gestartet, bietet Chickpeace den geflüchteten Frauen heute bezahlte Arbeit. Manche von ihnen haben schon in ihren Heimatländern gastronomische Aus- oder Weiterbildungen gemacht, andere sind Quereinsteigerinnen. Wenn möglich, präsentieren die Frauen ihre Speisen bei den Veranstaltungen selbst und erzählen die Geschichten dahinter. Durch das Kochen von Gerichten aus ihrer Heimat haben sie eine wirtschaftliche Perspektive bekommen und leisten einen Integrationsbeitrag.
Prämierte Integration
Von Catering- oder Restaurantprojekten wie Chickpeace gibt es in Deutschland mittlerweile eine ganze Menge. Auch das Berliner Catering KAMUN entstand als Gemeinschaftsprojekt mit der Stadtmission, welches geflüchteten Menschen die Möglichkeit bot, ihre heimischen Gerichte zu kochen. Heute kredenzen Köche aus Afghanistan, Eritrea, Somalia und Syrien Köstlichkeiten wie afghanisches Kabuli-Palau (Lammragout mit gebratenem Reis) oder Misir, Linsen mit Gemüsesugo aus Somalia für die wachsende Kundenschar. Das Kölner ReFOODgees bespielt neben einem Catering-Service noch diverse Street-Food-Festivals, Dinnerabende sowie Kochkurse. Unter dem Motto „Essen verbindet Kulturen“ begeistern man dort mit authentischer syrischer Küche nicht nur die Gäste, sondern leistet einen aktiven Beitrag zur Integration von Geflüchteten. Das Gemeinschaftsprojekt von syrischen und ehrenamtlich arbeitenden einheimischen Köchen erhielt 2017, wie auch Chickpeace, den Deutschen Gastro-Gründerpreis.
Über den Tellerrand kochen
Ihre Keimzelle haben die ReFOODgees in dem 2013 in Berlin gegründeten Verein „Über den Tellerrand kochen“. Dessen Netzwerk umfasst heute interkulturelle Communities in über 30 Städten, welche „Menschen mit und ohne Fluchterfahrung bei kulinarischen, gestalterischen und sportlichen Events zusammenbringt“. Im Sommer 2018 eröffnete die Münchner Dependance das „Über den Tellerrand Café“, welches geflüchteten Menschen und Einheimische gemeinsam professionell betreiben. Da wundert es kaum, dass das Café in diesem Jahr Hauptgewinner des Deutschen Gastro-Gründerpreis wurde.
Branche der Gastfreundlichkeit
Doch auch die reguläre Gastronomie kann von der Beschäftigung von geflüchteten Menschen und Migranten profitieren – und zwar nicht nur als Tellerwäscher. Denn die Gastronomie ist einer der wenigen Wirtschaftszweige, in der auch Ungelernte ihre Talente einbringen können. So können Quereinsteiger nicht nur die kulinarische Vielfalt eines Betriebes bereichern, sondern gleichzeitig den Personalmangel in der Branche minimieren. Nicht selten verfügen diese Menschen über bereits im Heimatland erworbene Vorkenntnisse. Auch die Ausbildung von Geflüchteten könnte zu einer dauerhaften Arbeits- und Fachkräftesicherung beitragen und „nebenbei“ die gesellschaftliche Integration voranbringen. Immerhin sieht sich die Gastronomie als Branche der Gastfreundlichkeit.
Konzertierte Unterstützung
So verkündet der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) in einem offiziellen Bekenntnis: „Unsere Internationalität ist ein Gewinn für Mitarbeiter, Betriebe und die zunehmende Zahl der Gäste aus dem In- und Ausland. Wer, wenn nicht unsere Branche, wäre besser geeignet, die Integration von geflüchteten Menschen konkret zu unterstützen.“ Gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Bundesagentur für Arbeit (BA) und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat der DEHOGA eine Broschüre herausgegeben, welche über die Möglichkeiten von Beschäftigung, Ausbildung und Praktika für Geflüchtete informiert.
Konkrete Hilfestellung
Und damit die interkulturelle Verständigung in der Praxis nicht an der Sprachbarriere scheitert, gibt es auf der Webseite des „Netzwerkes Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ ein kleines Wörterbuch für MitarbeiterInnen in Gastronomie, Hotellerie und Touristik zum kostenlosen Download. Das Netzwerk ist eine Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und unterstützt Betriebe aller Größen, Branchen und Regionen, die geflüchtete Menschen beschäftigen oder sich ehrenamtlich engagieren wollen mit Informationsmaterialien, Praxis-Tipps und Erfahrungsaustausch.
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