Nachhaltigkeit Teil1: Grün verpackt und serviert

Nachhaltigkeit in der Gastronomie ist keine nette Beigabe, sondern system- und wettbewerbsrelevant. Im ersten Teil unserer Nachhaltigkeitsserie verraten wir Dir, welche grünen Verpackungsalternativen für Deinen Gastro-Betrieb, besonders im Hinblick auf das Plastikverbot diesen Sommer, Sinn ergeben.

Photo by Dr. Victor Wong on Shutterstock

Strohhalme, Geschirr und Besteck aus Plastik sowie Styropor-Verpackungen sind ab 3. Juli dieses Jahres EU-weit verboten. Das hat das Europäische Parlament beschlossen. Allerdings dürfen Einweg-Kunststoffverpackungen noch so lange eingekauft und eingesetzt werden, bis die Lagerbestände der Anbieter aufgebraucht sind – auch nach dem 3. Juli. Dies wirklich auszureizen, sei jedoch keinem Gastronomen empfohlen. Zu hoch stehen nachhaltige Verpackungen in der Verbrauchergunst. Studien belegen, dass eine deutliche Mehrheit der Konsumenten einen Rückgang des Verpackungsmülls erwartet und bereit ist, für nachhaltige Verpackungen auch mehr zu bezahlen. Noch sind grüne Verpackungen deutlich teurer als herkömmliche, allerdings gehen Branchenexperten aufgrund steigender Nachfrage davon aus, dass die Preise sinken werden.

Betrifft alle Gastronomen: grüne Verpackungen

Wer denkt, dies beträfe ihn aufgrund fehlendem Take-away-Geschäft nicht, irrt. Das Plastikverbot fängt schon bei Strohhalmen an. Wer Cocktails, Eiskaffee oder Smoothies anbietet, sollte sich schnellstmöglich um nachhaltige Alternativen kümmern. Außerdem müssen ja auch nicht verzehrte Speisen auf Gästewunsch zur Mitnahme eingepackt werden. Eine umweltbewusste Klientel, die keine Lebensmittel entsorgt haben will, legt garantiert Wert auf eine nachhaltige Verpackung. Folien, Tüten und Müllbeutel gibt es auch in jedem Restaurant – und zum Glück jetzt auch auf der Basis von Stärke. Auch der Verpackungsmüll von Lieferanten kann (und sollte!) signifikant eingeschränkt werden. Wenn dieses Thema auch von Abnehmerseite, also Dir, forciert wird – umso besser.

Take-away: Bestecklos glücklich

Der Lockdown hat den Take-away-Trend maßgeblich verstärkt. Umso größere Bedeutung kommen nachhaltigen Einweg-Verpackungen, grünem Geschirr und Besteck zu. Eine Umfrage des Lieferdienstes Deliveroo in Großbritannien ergab übrigens jüngst, dass 91 % der Kunden auf mitgeliefertes Besteck verzichten können. Da viele To-go-Gerichte im Lockdown nicht unterwegs, sondern Zuhause verzehrt werden, ist dies schon mal eine lohnenswerte Abfrage unter Deinen Take-away-Kunden!

Einweg: Ein Weg zurück zur Natur

Was macht nun nachhaltige Verpackungen und grünes Geschirr aus? Nachhaltig bedeutet biologisch abbaubar bzw. kompostier- und/oder recycelbar. Wobei biologisch abbaubare Stoffe nicht automatisch kompostierbar sind, umgekehrt aber schon. Noch besser als Bio-Kunststoffe, wie künstliches Plastik (PLA), sind Produkte aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr (Bagasse), Palmblatt, Bambus, Zellulose oder Holz. Die jeweiligen Vorzüge der daraus hergestellten Produkte liegen in ihrer individuellen Verwendung. Neben Nachhaltigkeit und Funktionalität spielt in der Gastronomie auch noch die Optik mit hinein. All diese Aspekte versucht die Verpackungsindustrie mit innovativen Lösungen unter einen Hut zu bringen.

Praktikable Lösungen für jede Speise und jeden Drink

Für den Coffee to go haben sich Pappbecher bewährt, mit einem Deckel aus Karton-Membran. Diese Kombi ist auch praktisch für den Transport von Suppen. Auch Eis lässt sich erprobterweise im Papp- oder Kartonbecher weggeben – möglich wäre dies auch im blickdichten, weißen Zuckerrohrbecher oder im durchsichtigen PLA-Becher. Bei Smoothies führt an letzteren wohl noch kein Weg dran vorbei – diese wollen Konsumenten offenbar in ihrer ganzen Farbpracht genießen.

Warme und kalte Mahlzeiten

Styropor-Menüschalen werden von Alternativen aus Zuckerrohr und Zellulose vertrieben – letztere können auch problemlos versiegelt werden, zum Beispiel mit rPET-Deckeln. Gerichte mit mehreren Komponenten oder Soßen, wie beispielsweise Curries, sind darin sicher und warm aufgehoben. Für Asia-Bratreis reichen schon PLA-beschichtete dünne Kartonboxen, Sushi macht sich gut in Kartonschachteln mit Sichtfenstern aus PLA-Folie. Salate kommen fein raus in Kartonschalen mit rPET-Deckel oder im durchsichtigen PLA-Deli-Becher.

Ready to eat

Besonders Fast- und Street Food lässt sich unkompliziert und appetitlich verpacken. Zum Beispiel in Burger-Boxen oder Snack-Schalen aus Karton, Graspapier oder Zuckerrohr oder in Dönertüten aus umweltfreundlichem Papier. Für Foodtrucks, Imbisse und Caterer bietet sich Tableware aus Palmblättern, Zuckerrohr oder Papier an.

Beim Besteck wird’s spannend

Am nachhaltigsten ist ohne Frage Besteck aus Papier oder Holz. In der Praxis kommen diese Materialien aber nicht immer gut an. So ergab ein Test, dass McDonald’s-Kunden mit Holzlöffeln und auch Papierstrohhalmen so ihre Probleme hatten, während sie Graspapier-Burgerschachteln anstandslos durchwinkten. Eine Alternative könnte Besteck aus dem Biokunststoff CPLA oder PSM sein, welche beide auf Pflanzenstärke aufbauen.

Extra-Tipp: In unserem Shop findest Du eine Vielzahl von grünen Verpackungsalternativen. unseres Partners greenbox Ob Take-away-Boxen, Besteck, Tragetaschen, Isolier-Transportbehälter oder Snacktrays – die Produkte von greenbox und PAPSTAR werden aus natürlichen und klimafreundlichen Materialien hergestellt.

Essbare Verpackungen: Hier bleibt nichts übrig

Noch nachhaltiger als kompostierbare Einwegbehälter sind essbare – die bei Verschmähung natürlich trotzdem biologisch abgebaut werden. So gibt es Strohhalme aus Apfelfasern (Trester), Algen, Papier, Stroh, Weizen oder sogar Zucker in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Es gibt essbare Verpackungen für Getränke und Soßen aus einer Kombination aus Seegras und Pflanzen sowie Auflaufschalen und Kaffeebecher aus Getreide. Und wem die Essstäbchen aus Holz missfallen, der wählt welche aus Hartweizengrieß und verspeist sie zum Nachtisch.

Mehrweg macht Sinn: muss aber praktikabel sein

Auch Mehrweg-Geschirr kann mit einer positiven Öko-Bilanz aufwarten. Eine Studie des Ecolog Instituts bescheinigt Mehrwegbehältern mit 10 bis 15 Nutzungszyklen eine positive Umweltbilanz. Trinkhalme aus Glas oder Metall können nach der Reinigung noch viel öfter werden. Das Startup Pizzabow bietet dagegen Mehrwegsysteme für Pizzaverpackungen an. Diverse Mehrwegsysteme wie RECUP, Relevo, reCIRCLE, Vytal (aus der „Höhle des Löwen“) Rebowl oder Tiffin Loop haben bereits den Weg in die Gastronomie gefunden. Manche Gastro-Ketten haben auch firmeneigene Systeme eingeführt. Laut einer Verbraucherzentrale-Umfrage unterstützen 55 % der Befragten ein Pfandsystem. Eine Rückgabe bei möglichst vielen Sammelstellen würde 60 % von ihnen zur Nutzung von Pfandsystemen motivieren.

Übrigens favorisieren laut Verbraucherzentrale 71 % der Deutschen Preisnachlässe für mitgebrachte Mehrweggefäße!

Extraportion Abfallwissen

Das Umweltbundesamt Deutschland empfiehlt, biologisch abbaubare Verpackungen ausschließlich in der gelben Tonne zu entsorgen. Das heißt, die Verpackungen werden aktuell gar nicht kompostiert, sondern verbrannt. Das liegt an der bis dato vergleichsweise geringen Menge komplett kompostierbarer Verpackungen und Einweggeschirr, deren getrennte Sortierung und Kompostierung weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll ist. Abgesehen davon arbeiten viele Kompostierungsanlagen in einem kürzeren Rhythmus als die 90 Tage, die zertifiziert kompostierbare Bio-Kunststoffe für den kompletten Zerfall benötigen.

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