Kulinarisches Entertainment mit Digital-Events – Wir-Gefühl im Lockdown
Durch die Corona-Beschränkungen haben virtuelle Veranstaltungen einen erheblichen Schub erhalten, denn digitale Events sind zurzeit die einzige Möglichkeit für gemeinsames Erleben in größerem Rahmen.
Nichts verbindet mehr als eine gemeinsame Mahlzeit. Umso mehr fehlt uns unter den gegenwärtigen Bedingungen des Corona-Lockdowns dieses gemeinsame Erleben.
Bisher führten digitale Events ein Schatten-Dasein und das trotz der erheblichen Kosten- und Zeitvorteile.
Allerdings bilden die zugehörigen Tools wie Webex, Skype, MS-Teams und Zoom nur eine technische Basis. Sie allein reichen für ein echtes digitales Erlebnis nicht aus. Ebenso genügt es nicht, das Geschehen auf einer Event-Bühne, mit ein oder zwei Kameras aufzunehmen und einfach ins Internet zu streamen. Es bedarf einer eigenen Inszenierung, um digitales Erleben erfolgreich zu machen.
Digital-Dinner – an unterschiedlichen Orten gemeinsam genießen
Ein häufiger Kritikpunkt bei digitalen Formaten sind die fehlenden Gemeinschaftserlebnisse und das Fehlen realer „Wow!-Momente“. Dafür gilt es, durch gut geplante Abläufe und passende Moderation Lösungen zu finden: Das gemeinsame Öffnen einer Dinner-Box durch die Teilnehmer kann, wenn es richtig moderiert und zelebriert wird, ein echtes Highlight bei einem virtuellen Dinner-Event sein.
Der Chatroom ist das Esszimmer. Das bedeutet, dass man auf Tischdekoration und Restaurant-Ambiente verzichten muss. Deshalb hilft ein Motto für den Abend, um auf andere Weise für Überraschungen zu sorgen. So können sich die Gäste zum Beispiel entsprechende Outfits oder Gerichte überlegen, die jeweils zum Thema des Abends passen. Das Motto könnte Südfrankreich sein, ein All-Black-Dinner oder Picknick im Park.
Bei Online-Treffen dieser Art ist manches etwas anders oder auch ungewohnt: So besteht die Gefahr, dass unangenehme Pausen entstehen oder aber gleichzeitiges Stimmengewirr aufkommt. Es kann sich auch seltsam anfühlen, wenn man eine Zeit lang gar nichts hört, weil die Gäste ihre Mikrofone ausgeschaltet haben, damit die Verbindung ungestört bleibt. Außerdem kann es dazu kommen, dass einzelne Teilnehmer, die gerade zu einem bestimmten Gesprächsthema nichts beizutragen haben, außer Acht geraten. Für all diese Fälle ist es wichtig, dass der Event-Moderator die Gruppe im Blick hat, zur Not auch für einen Themenwechsel sorgt oder einen schweigenden Gast ins Gespräch zurückholt.
Ein erfolgreiches digitales Event erfordert also eine eigene Agenda. Es bedarf einer Inszenierung im gesamten Ablauf mit Themen, Interaktion, Unterhaltung und Anregungen zum Gespräch, die ein gemeinsames Erleben ausmachen.
Genuss-Pakete und kulinarisches Entertainment
In der Gastronomie haben sich inzwischen Kombinationen aus Lieferservice und themenorientierter Unterhaltung als digitale Event-Konzepte etabliert. Kulinarisches Entertainment und sogenannte „Genussboxen“ bilden die beiden Säulen für digitale Catering-Events. Kern-Element ist die Lieferung von Genussmomenten durch einen geeigneten Caterer in speziell dafür angefertigten Boxen, die an die Teilnehmer geschickt werden. Mit dem Inhalt der Boxen wird das jeweilige Digital-Event dann kulinarisch begleitet. Der Ablauf der Veranstaltung wird über einen Livestream moderiert, so dass ein gemeinsames Erlebnis entsteht, auch wenn sich die Teilnehmer an ganz verschiedenen Orten befinden.
Wichtig ist: Die Rezepte müssen kundenfreundlich aufbereitet sein, die Komponenten haben besondere Anforderungen an die Haltbarkeit und müssen aufeinander abgestimmt sein. Dazu gehört ein Erklärvideo für die Zubereitung eines jeden Rezepts, das sich am besten direkt per QR-Code abrufen lässt. Fester Bestandteil ist ein Catering-Entertainment. Wer die Kochshow per QR-Code abruft, erfährt auf unterhaltsame und kurzweilige Art von professionellen Köchen des Event-Anbieters per Video-Clip oder Live-Stream die Zubereitung der Gerichte aus der Box.
Der erhöhte Aufwand für diese besondere Art des Liefergeschäftes macht sich bezahlt, denn durch die lange Dauer der Pandemie häufen sich die Anfragen nach Angeboten, die über das reine Liefern von Speisen und Getränken hinaus gehen, indem gemeinsames Erleben in digitaler Form in spannender und unterhaltsamer Art eingebunden wird.
Digitale Weinprobe
Auch Online-Weinproben liegen im Trend, denn auch Weinbaubetriebe, Wein-Bars und Wein-Restaurants mussten nach Lösungen suchen, um die Begegnungen mit Weinliebhabern auf den sonst regelmäßig stattfindenden Weinmessen und gastronomischen Veranstaltungen durch andere Formen zu ersetzen. So sind viele Betriebe dazu übergegangen, Online-Weinproben anbieten. Solche Wein-Tasting-Angebote eignen sich auch gut als Geschenk für Kollegen oder Freunde. Die Wein-Proben finden entweder auf betrieblichen Social-Media-Kanälen oder mit Hilfe von Drittanbietern statt.
Ein typischer Ablauf: Das Event-Angebot gilt für eine Mindestzahl von Haushalten, dazu gehören dann ein oder mehrere vorausgewählte Wein-Tasting-Pakete für die digitale Weinprobe. Die Bestellung erfolgt entweder einfach per E-Mail oder – bei im Online-Umfeld bereits geübteren Anbietern – über einen Online-Shop. Die Weinprobe kann an einen vorgegebenen Termin gebunden sein oder sogar flexibel vereinbart. Das digitale Treffen findet dann über eines der inzwischen üblichen Tools (Zoom, MS-Teams, Skype, Facebook, Instagram, etc.) statt. Der Link wird am Tag der Online-Weinprobe zugesandt.
Mit hinreichendem Vorlauf wird jedem Haushalt ein Wein-Tasting-Paket zugeschickt. Ergänzt wird dies mit ein paar Tipps zu geeigneten Snacks und Hinweisen zur Vorbereitung. Zum vereinbarten Termin trifft man sich dann online im Video-Chat. Wie bei einem persönlichen Treffen erzählt jeder ein wenig von sich selbst. Dann übernimmt der Winzer oder der Gastronom die Moderation und erzählt etwas zu Weingut, zur Philosophie der Weinherstellung insbesondere in Bezug auf die Weine, die bei diesem Event auf der Probierliste stehen. Gemeinsam werden dann die Weine verkostet und man kommt – wie bei einer normalen Weinprobe auch – ins Gespräch miteinander. Bei größeren Gruppen und wenn der rote Faden des Events es anbietet, kann auch die Möglichkeit einzelner sogenannter „Breakout Sessions“ genutzt werden, so dass zeitweilig kleinere Gruppen in ein eigenständiges Gespräch eingebunden werden und mehr direkte Gespräche entstehen, wie das ja auch bei realen Veranstaltungen der Fall ist.
Virtuelles Cocktail-Tasting
Der virtuelle Angang beim Cocktail-Genuss bietet zusätzlich zum reinen Verkosten noch den Spaß, selbst einmal unter Anleitung eines erfahrenen Bartenders Cocktails mixen zu können. Hier kommen Lernfaktor, Genuss und Spaß zusammen und sorgen so schon vom Ansatz her zu einem emotionalen Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.
Wie beim Wein-Verkosten wird auch beim digitalen Cocktail-Mixen ein Tasting-Set für das Event vorab zugeschickt. Hygienisch verpackt erhält jeder Teilnehmer sein persönliches Cocktail-Mix-Set. Darin enthalten sind alle Zutaten und Utensilien, die für den Cocktailkurs benötigt werden. Für den Onlinekurs selbst wird dann nur noch ein Computer, ein Mikrofon und eine Webcam benötigt. Auch hier kommt es natürlich auf eine gute Inszenierung und unterhaltsame Moderation an. Optional kann ein Online-DJ hinzugezogen werden, der mit einem guten Musik-Stream für die richtige Stimmung sorgt.
Herausforderungen bei digitalen Veranstaltungen
Emotionen und Gemeinschaftsgefühl sind auf digitalem Wege schwieriger zu vermitteln. Das Beherrschen der Technik ist wichtig, denn die größte Störung geht von technischen Problemen während der Veranstaltung aus. Es gibt weniger Spontanität, denn man kann einerseits als Veranstalter seine Gäste schlechter direkt individuell ansprechen und andererseits haben die Gäste weniger Möglichkeiten untereinander ins Gespräch zu kommen. Daher bedarf es bei der Moderation der Veranstaltung noch mehr an Showtalent. Außerdem werden weniger Sinne angesprochen, wodurch sich das Gesamt-Erlebnis verringert und weniger nachhaltige Erinnerungen geschaffen werden.
Die wichtigsten Regeln für ein erfolgreiches gastronomisches Digital-Event
- Die Ansprüche an Inszenierung und Dramaturgie sind anspruchsvoller als bei einer Präsenzveranstaltung, denn es gilt, die Gäste vor den Bildschirmen zu halten und auch virtuell ein emotionales Erlebnis zu bieten.
- Wichtig ist, im inhaltlichen Ablauf und gestützt durch geeignete Technik Interaktionsmöglichkeiten zu schaffen, damit die Gäste sich untereinander kennenlernen und ins Gespräch kommen können.
- Auch ein digitales Event braucht Pausen, dabei muss darauf geachtet werden, dass die Gäste nicht gelangweilt werden und die Veranstaltung verlassen.
- Live ist live – auch digital! Unmittelbare Reaktionsmöglichkeiten auf Chat-Kommentare schaffen eine starke Nähe zu den Teilnehmern. Vorproduzierte Inhalte sollten daher nur als Einspieler fungieren, sie sollten sich nicht durch die gesamte Veranstaltung ziehen. Auf die richtige Mischung kommt es an.
- Der Einsatz professioneller Technik ist unerlässlich. Bricht der Stream ab, ist das Problem erheblich größer, als wenn bei einem realen Event einmal etwas schief geht. Größere, technisch anspruchsvolle Digital-Events sind deshalb Aufgaben für Profis. Daher sollte bei der Planung immer überlegt werden, ob die Erfahrung und der kreative Input einer Event-Agentur hilfreich sein kann.
Fazit
Online-Events sind inzwischen mehr als nur ein Ersatz für Live-Veranstaltungen in Zeiten von Corona geworden. Für Gastronomen bietet die Verbindung aus Lieferangeboten mit kulinarischem Online-Entertainment die Chance für ein eigenständiges gastronomisches Format. Für diese Online-Formate gelten andere Regeln als im Live-Betrieb: Online-Events brauchen eine gute Inszenierung, um den Spannungsbogen über die gesamte Dauer der Veranstaltung zu halten. Wichtig ist deshalb eine sorgfältige Ablaufplanung mit Interaktion, Unterhaltung und Gäste-Dialog, um trotz virtuellem Beisammensein ein gemeinsames Erlebnis zu schaffen.
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