Die Gastro-WG: Wie zwei Restaurants eine Location teilen
Stell dir vor, du könntest die Fixkosten deines Betriebs halbieren, Sorgen teilen und zugleich die Anzahl deiner Gäste verdoppeln! Klingt zu gut, um wahr zu sein? Die Rede ist vom Konzept „Gastro-WG“ – eine Räumlichkeit wird von zwei oder mehreren Gastro-Inhabern genutzt, um Kosten und Risiken zu minimieren. Im folgenden Artikel stellen wir dir die Idee ausführlicher vor.
Die Gastro-WG ist eine innovative und noch relativ junge Idee in der Gastronomieszene. Es beschreibt das Konzept, wenn sich zwei oder mehrere gastronomische Betriebe eine gemeinsame Location teilen, um Kosten zu sparen, das unternehmerische Risiko zu reduzieren und Synergieeffekte zu schaffen. Es gibt dabei zwei Möglichkeiten: der Standort kann zeitlich zwischen zwei Konzepten aufgeteilt werden, beispielsweise tagsüber Café und abends Restaurant oder Bar, oder der Betrieb zweier Konzepte geschieht parallel. Die Räumlichkeiten wie Küche, Gastraum und Lager werden dabei üblicherweise geteilt. Die Idee entstand in urbanen Räumen, in denen Mieten und Betriebskosten in den letzten Jahren stark angestiegen sind. Andere Trends wie die Sharing Economy, temporäre Pop-up-Restaurants und der Wunsch der Konsumenten nach Abwechslung und neuen Erlebnissen trägt ebenfalls zur Entwicklung von Gastro-WGs bei.
ZUSAMMEN IST MAN WENIGER ALLEIN
Die Vorteile für die Betreiber liegen vor allem darin, dass Betriebskosten wie Miete, Nebenkosten, Reinigung und sogar Personal geteilt werden kann. Durch das Angebot verschiedener kulinarischer Konzepte finden auch gemischte Zielgruppen an einem Standort Abwechslung und Vielfalt vor – zum Beispiel ein italienisches Restaurant und ein modernes Bistro. Wenn sich mehrere Inhaber die Kosten teilen können, sinkt auch das Risiko, das beispielsweise durch Leerstand oder niedrige Gästezahlen entsteht. Insbesondere für Startups und junge Gründer wird der Markteintritt leichter, wenn man nicht allein ist. Durch die Zusammenarbeit kann man sich bei der Eventplanung und im Bereich Marketing gegenseitig unterstützen und die Reichweite auf Social Media erhöhen. Das innovative Angebot sorgt zusätzlich für Aufmerksamkeit.
Bei Aufteilung nach Tageszeiten, wie tagsüber Café und Kneipe am Abend, werden die Räumlichkeiten optimal genutzt und Leerstand vermieden. Nicht zu vergessen: bei Herausforderungen ist es schön, zu wissen, dass man Sorgen nicht allein schultern muss.
MÖGLICHE HERAUSFORDERUNGEN
Neben der Vorteile, die es mit sich bringt, wenn man sich eine Fläche teilt, gibt es auch Punkte, die vorab bedacht werden sollten. So kann es unter Umständen schwierig sein, zwei gänzlich verschiedene Restaurants unter einen Hut zu bringen: teilen sich ein Steakrestaurant und ein veganes Café Küche und Küchenutensilien können zum einen Probleme bezüglich Hygienevorschriften auftauchen, aber zum anderen birgt es auch Streitpotenzial hinsichtlich persönlicher Differenzen zwischen den Betreibern. Logistische Fragen nach Lagerfläche und Stromverbrauch sollten ebenfalls vorab besprochen werden: benötigt einer der beiden Restaurants mehr Platz oder hat einen höheren Strombedarf, zum Beispiel für die Kühlung? Ferner gilt es zu bedenken, dass es dazu kommen kann, dass einer der beiden Partner aussteigen möchte oder wie man damit umgeht, wenn ein Konzept besser läuft als das andere.
GANZTÄGIGER LIEBLINGSSPOT
Besucher profitieren von einem breiteren Angebot an Speisen und Getränken an einem Standort, den sie vielleicht aufgrund der Lage, der Atmosphäre oder der gemütlichen Einrichtung als Lieblingsspot auserkoren haben. So können sie nach Kaffee und Kuchen noch sitzen bleiben und einen Cocktail genießen oder unterschiedliche Konzepte an einem Ort ausprobieren im Falle des parallelen Betriebs. Auch anspruchsvolle Gäste, die auf der Suche nach einem besonderen Restauranterlebnis sind, kommen in einer Gastro-WG auf ihre Kosten.
FAZIT
Steigende Mieten, Inflation und hohe Personalkosten werden uns voraussichtlich auch in Zukunft beschäftigen. Gastro-WGs sind eine Chance, um diese wirtschaftlichen Unsicherheiten zumindest teilweise aufzufangen. Die Räumlichkeiten werden flexibel und nachhaltig genutzt und den Gästen besondere Erlebnisse geboten, die sich von der klassischen Gastronomie abheben. Durch Kooperationen in der Eventplanung und im Marketing können beide Parteien darüber hinaus von einer größeren Zielgruppe und Synergieeffekten profitieren.
Lena Häfermann
Artikel teilen auf