Bio, Fairtrade, aus der Region – was steckt hinter den Siegeln?

Nicht nur der Lebensmittelhandel, auch die Gastronomie wirbt gerne mit Lebensmittel-Siegeln. Doch was versprechen sie und welchen kann man vertrauen?

Photo by Markus Spiske on Unsplash

Der Anteil der durch verschiedene Siegel zertifizierte Produkte steigt, doch Verbraucherinnen und Verbrauchern sind im Schnitt eher skeptisch. Sie fühlen sich laut einer Umfrage des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik e.V. und der Landesinitiative Ernährungswirtschaft zufolge verunsichert durch die Vielzahl der Siegel und negative Presse über die Zertifizierung insgesamt. Was steckt hinter den wichtigsten Siegeln und welchen Siegeln kann man vertrauen? Und was bedeutet das für die Gastronomie?

Bio, Bioland und EU-Bio-Siegel

Über 100.000 Bio-Produkte sind im Handel durch entsprechende Siegel zertifiziert. Das höchste Vertrauen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern genießen das sechseckige Bio-Siegel (58 Prozent), dem EU-Bio-Siegel vertrauen nur noch 43 Prozent – allerdings ist es auch deutlich weniger bekannt. Der BUND e.V. bewertet beide Siegel als empfehlenswert, da sie auf die Mindeststandards der EG-Öko-Verordnung setzen. Das bedeutet zum Beispiel, dass Tiere keine Antibiotika, Wachstums- oder Leistungshormone im Futter bekommen und Lebensmittel keine Farbstoffe, Geschmacksverstärker oder synthetische Süßstoffe enthalten dürfen. Strengere Vorgaben setzen das Bioland-Siegel, dem 53 Prozent der Befragten trauen, und das Demeter-Siegel (51 Prozent). Sie setzen auf hohe Ökostandards und gelten laut BUND als „sehr empfehlenswert“, weil zum Beispiel nicht mit konventioneller Gülle, Jauche oder Geflügelmist gedüngt werden darf und bei Lebensmitteln 100 Prozent und nicht nur 95 Prozent der Zutaten aus Bio-Anbau stammen müssen.

Nicht nur im Supermarkt, auch in der Gastronomie ist der Wunsch nach Bio-Lebensmitteln groß. Immer mehr Speisekarten enthalten Bio-Gerichte, um dem Wunsch der Kundinnen und Kunden zu entsprechen. Doch selbst wenn alle Zutaten „bio“ sind, darf das Gericht noch nicht als „bio“ beschrieben werden – dafür muss der Betrieb zuerst ein Kontrollverfahren nach EG-Öko-Verordnung durchlaufen. Und das kostet viel Geld und Zeit. Deshalb verzichten viele Gastronomen freiwillig auf das Biolabel, obwohl ihr Angebot durchaus bio ist. Stattdessen werden zum Beispiel die Hauptzutaten wie Fleisch als „aus biologischem Anbau“ oder „vom Bio-Hof“ beschrieben. Um auf Nummer sicher zu gehen und bei den Gästen für Transparenz zu sorgen, ist die Verwendung eines Biolabels aber durchaus ratsam. Bioland bietet für interessierte Gastronomen zum Beispiel eine Beratung hin zum Bioland-Label an. Wer sein Restaurant auf bio umstellen möchte, sollte langsam vorgehen und testen, ob die Gäste überhaupt bereit sind, für Bio-Qualität auch mehr Geld auszugeben. Nach und nach können dann die Zutaten mit Bio-Zutaten – etwa von Bio-Großhändlern ersetzt werden – um schließlich mit der Zertifizierung den letzten Schritt zu gehen.

Fairtrade-Siegel

Produkte aus anderen Ländern der Welt legen oft einen langen Weg bis auf den hiesigen Markt zurück – und nicht immer geht es entlang der Wertschöpfungskette mit rechten Dingen zu. Gerade importierter Kaffee und Tee hatten lange den Ruf, die Ausbeutung der lokalen Bäuerinnen und Bauern und den Raubbau an der Natur voranzutreiben. Siegel wie das Fairtrade-Label sollen versichern, dass vom Anbau bis zum Verkauf auf faire Handelsbedingungen geachtet wird. Das Fairtrade-Siegel bewertet der BUND als „empfehlenswert“. Die Kriterien setzen zum Beispiel geregelte Arbeitsbedingungen voraus und verbieten ausbeuterische Kinderarbeit. In einer eigens durchgeführten Umfrage behauptet Fairtrade, dass 81 Prozent der Befragten dem Label vertrauen. Die Kritik am Label lautet – wie auch bei den Bio-Siegeln – dass es besonders für die Gastronomie zu teuer und kompliziert ist. Die Vielzahl an unterschiedlichen Fairtrade-Siegeln mit unterschiedlichen Bewertungskriterien und Mindeststandards führt außerdem zu Intransparenz. Und schließlich kritisiert die Online-Plattform „Utopia“, dass bei der Verwendung des Fairtrade-Labels im Handel die Supermärkte deutlich mehr am Label verdienen als die Produzenten. Insgesamt sind die Fairtrade-Siegel allerdings positiv zu bewerten, weil sie zu einem Wandel in den Handels- und Lieferketten geführt haben, der den Produzenten und der Natur in den Anbauregionen zugutekommt.

Aus der Region

„Regionale Lebensmittel“ oder Lebensmittel „aus der Region“ sind sowohl bei Kundinnen und Kunden im Supermarkt als auch bei Gästen in der Gastronomie beliebt. Suggerieren sie doch, dass sie durch kurze Lieferwege eine gute Umweltbilanz haben. Doch Achtung: Der Begriff „regional“ ist nicht geschützt. Ob die Kartoffeln vom Nachbarhof oder aus dem anderen Ende des Bundeslands kommen, ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Nicht nur im Handel, auch und vor allem in der Gastro macht es durchaus Sinn, regionale Produkte zu verwenden und diese als solche zu kennzeichnen. Unerlässlich sind konkrete Regionsangaben und das Wissen darüber, welche Lebensmittel woher stammen, falls Nachfragen kommen. Wenn der Erzeuger-Hof von Fleisch und Gemüse sogar namentlich erwähnt wird, sorgt das für Transparenz, Vertrauen und ein gutes Gewissen bei den Gästen.

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