Politik, Preise, Perspektiven: Gastronomieverbände ziehen Bilanz
Die News der Kalenderwoche 17: Branchenverbände zum Koalitionsvertrag – Getränkeindustrie – Bilanzen aus 2024 – Preisüberblick

Branchenverbände zum Koalitionsvertrag
Die Koalition aus CDU/CSU und SPD hat Anfang April ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht. Neben der DEHOGA haben sich auch andere Branchenverbände zu den Vorhaben der Regierung geäußert. Der Deutsche Brauer Bund bewertet den Vertrag grundsätzlich positiv, hat aber vor allem im Hinblick auf die Energiepolitik kritische Punkte genannt. „Viele Entscheidungen weisen in die richtige Richtung. Jetzt kommt es darauf an, dass die neue Regierung ihr Programm zügig umsetzt. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Zuspitzung internationaler Krisen und die anhaltende Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft erfordern Mut und Entschlossenheit“, so der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer Bundes Holger Eichele.
Die geplanten Maßnahmen zum Bürokratieabbau, zur Unterstützung der Gastronomie, gegen den Fachkräftemangel und zur Eindämmung unfairer Handelspraktiken werden ausdrücklich begrüßt. Besonders großen Handlungsbedarf sieht der Branchenbund bezüglich der Energiepolitik. Zwar gibt es hier Pläne zur Entlastung, doch in den Augen der Verantwortlichen fehlt es an einem stimmigen Gesamtkonzept, damit die rund 1.500 meist mittelständischen und handwerklich arbeitenden Brauereien eine Antwort darauf erhalten, wie die nötigen Investitionen zur Energiewende gestemmt werden können.
Auch der Bundesverband der Systemgastronomie zeigt sich über die Erleichterungen bei Steuern und Bürokratie erfreut. Markus Suchert, Hauptgeschäftsführer des Verbands, betont: „Die Senkung der Mehrwertsteuer ist essenziell für eine starke und zukunftsfähige Systemgastronomie. Wir haben uns mit Nachdruck für diese dringend notwendige Entlastung eingesetzt und freuen uns, dass unsere Argumente Gehör gefunden haben. Das ist ein Meilenstein für unsere Branche und ein klares Zeichen, dass die Politik die Bedeutung der Systemgastronomie für die Wirtschaft und Gesellschaft anerkennt.“
Zu den weiteren positiven Maßnahmen im Vertrag gehört die Senkung der Energiepreise. Die geplante Reduzierung um mindestens fünf Cent pro kWh entlaste Unternehmen erheblich und sorge für mehr Planungssicherheit, heißt es vom BdS. Die Kennzeichnungspflichten für Tierhaltung im Außerhausbereich hat es nicht in den Vertrag geschafft. Ebenfalls wurde davon abgesehen, Einschränkungen für die Bewerbung von fett- und zuckerhaltigen Produkten aufzuführen. Der erhöhte Mindestlohn bleibt laut Suchert ein kritischer Punkt. Zur Regulierung von Verpackungen bleibt abzuwarten, wie hoch der Aufwand für Unternehmen und Kommunen sein wird.
Getränkeindustrie – Bilanzen aus 2024

Dass die Bierwirtschaft im vergangenen Jahr trotz Fußballeuropameisterschaft unter einem deutlichen Absatzminus litt, haben wir hier zusammengefasst. Doch auch andere Branchenzweige müssen erhebliche Verluste hinnehmen. Zuletzt machten zum Beispiel die deutschen Safthersteller Schlagzeilen mit zurückgehendem Konsum. Der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) teilte mit, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von 26 auf 24 Litern sank. Das entspricht einem Minus von etwa 7,7 Prozent. Der Absatz von reinem Fruchtsaft ging um 2,5 Liter zurück. Der Absatz von Nektar stieg um 0,5 Liter. Besonders stark zurückgegangen ist der Konsum von Orangensaft (minus 2,6 Liter), dafür konnten Zitrusnektare, Trauben- und Grapefruitsaft sowie Gemüsesäfte aufholen. Durch gestiegene Rohwarenkosten verteuerten sich die Säfte, was bei den Konsumenten eine Kaufzurückhaltung auslöste. Demnach sind Orangen durch eine Krankheit, die ganze Plantagen absterben lässt, besonders teuer geworden: der Preis für eine Tonne Orangensaftkonzentrat erhöhte sich in den letzten zwei Jahren von 2.000 auf 7.000 Dollar. Späte Fröste führten auch bei Äpfeln und Rhabarber zu geringeren Ernten. Ferner sind Ananas aufgrund ausbleibender Regenfälle in den Produzentenländern schwer verfügbar.
Neben Bier und Saft ist auch der Konsum von Champagner in Deutschland und Österreich im letzten Jahr zurückgegangen. Der Comité Champagne erklärte, dass der Absatz in Deutschland um 18,5 Prozent auf 9,51 Millionen Flaschen zurückging. In Österreich betrug das Minus 20,7 Prozent auf 1,46 Millionen Flaschen. Hinzuzufügen ist aber, dass Deutschland dennoch mit 228,8 Millionen Euro den dritthöchsten Umsatz seit Beginn der Aufzeichnungen erzielen konnte. Im weltweiten Vergleich fällt Deutschland auf den fünften Platz nach den USA, UK, Japan und Italien zurück. Nach einem verlustreichen Jahr 2023 ist auch das Jahr 2024 insgesamt von einem Absatzrückgang geprägt: weltweit gingen die Verkäufe um 9,2 Prozent auf 271,4 Millionen Flaschen zurück. „Champagne ist ein echtes Barometer für die Stimmung der Konsumentinnen und Verbraucher weltweit“, erklärt Maxime Toubart, Präsident des Syndicat Général des Vignerons und Co-Präsident des Comité Champagne. Man sei derzeit eben nicht unbedingt „in Feierlaune“.
Die globale Weinproduktion ist 2024 auf ein historisches Tief zurückgefallen. Die Erzeugung sank auf 225,8 Millionen Hektoliter, was einen Rückgang um 4,8 Prozent entspricht. Neben den Folgen des Klimawandels wirkt sich ein sinkender Konsum negativ auf die Produktion aus. Der weltweite Weinkonsum wird für 2024 auf 214,2 Millionen Hektoliter geschätzt, was einem Rückgang um 3,3 Prozent entspricht und damit die niedrigste Menge seit 1961 bedeutet.
Preisüberblick

Das Statistische Bundesamt hat die Verkaufspreise im Großhandel und die Inflationsrate für März sowie die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte für Februar bzw. gewerblicher Produkte für März bekanntgegeben.
Demnach sind die Preise landwirtschaftliche Produkte im Vergleich zum Vormonat (plus 1,5 Prozent) und Vorjahresmonat (plus 2,6 Prozent) gestiegen. Die Preise für pflanzliche Produkte fielen um 3,2 Prozent im Vergleich zu Februar 2024. Preise für tierische Produkte sind um 6,6 Prozent angestiegen. Der Preisrückgang für Speisekartoffeln ist besonders signifikant: Diese waren im Februar 2025 36,1 Prozent günstiger als im Februar 2024. Verteuert haben sich hingegen Salat (plus 8,7 Prozent) und Champignons (plus 5,5 Prozent). Wein und Getreide stiegen ebenfalls im Preis – plus 1,0 Prozent bzw. plus 16,3 Prozent. Der Milchpreis lag im Februar 2025 um 18,3 Prozent höher als im Februar 2024. Die Preise für Rinder sind um 29,8 Prozent gestiegen, für Schweine um 18,3 Prozent gefallen und für Geflügel um 5,1 Prozent gestiegen.
Im Großhandel sind die Preise im März um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen und um 0,2 Prozent im Vergleich zu Februar 2025 gefallen. Der Preisanstieg für Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren ist ausschlaggebend für das Plus. Im Vergleich zum Monat März 2024 waren die Preise in diesen Segmenten um 4,4 Prozent höher. Insbesondere Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze waren deutlich teurer als letzten März: plus 43,5 Prozent. Zucker, Süß- und Backwaren stiegen um 16,3 Prozent und Milch, Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette um 9,3 Prozent.
Die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte im Bereich Nahrungsmittel sind ebenfalls im Vergleich zum Vormonat und Vorjahresmonat angestiegen. Insgesamt kosteten Nahrungsmittel 2,9 Prozent mehr als im März 2024 und 0,3 Prozent mehr als im Februar 2025. Besonders teuer ist Butter. Der Preisanstieg zu März 2024 liegt bei 28,4 Prozent, im Vergleich zum Februar 2025 jedoch bei minus 4,4 Prozent. Ebenfalls teurer als im Vorjahresmonat waren zum Beispiel Kaffee (plus 35,2 Prozent) und Rindfleisch (plus 26,4 Prozent).
Die Inflationsrate für März beträgt laut Statistischem Bundesamt plus 2,2 Prozent zum Vorjahresmonat und 0,3 Prozent zum Vormonat.
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Lena Häfermann
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