Zwischen Anspruch und Alltagsstress: Veränderungen in der Esskultur

Beim Essen geht es immer flexibler, spontaner und individueller zu. Das Dreigangmenü aus Vorspeise, Hauptgang und Dessert verliert an Bedeutung und weicht kreativeren und offeneren Essmöglichkeiten. Der ganz persönliche Ess-Stil definiert inzwischen einen Teil unserer Identität.

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Leben und Arbeiten im modernen Alltag sind oft geprägt durch hohen Zeitdruck. Unabhängig davon ist der Anspruch der Menschen an Essen und Lebensmittel in Bezug auf Qualität, Gesundheit und Frische beständig gewachsen. Gesunde Ernährung steht hoch im Kurs. Aber Zeitmangel und ein damit einhergehender Verlust in der Strukturierung des Tagesablaufes sind Ursache dafür, dass die Ernährung von heute spontaner, impuls- und gelegenheitsgetriebener ist. Jeder Dritte sagt, er entscheidet meist ganz spontan und isst, wenn er gerade Zeit oder Hunger hat.

Neue Esskultur durch gesellschaftlichen Wandel

Wie wir essen und was wir essen ist ein Spiegel unseres Alltagslebens. Innerhalb der Woche lösen sich die Essensrhythmen mit drei geregelten Mahlzeiten am Tage bereits auf. Die ständig steigende Mobilität ist dazu der Motor: Wir essen dort, wo wir gerade sind und wann wir Hunger haben: an Bahnhöfen, an Flughäfen, im Nahverkehr, am Büroarbeitsplatz, auf dem Weg zwischen zwei Meetings.

Als Folge davon wächst der Außer-Haus-Markt und die Automatenindustrie verzeichnet jährlich steigende Umsätze.

Auseinanderentwicklung in den sozialen Milieus

Das Ernährungsverhalten in verschiedenen sozialen Schichten entwickelt sich dabei jedoch auseinander: Die in den mittleren und gehobenen Schichten breit diskutierten Hauptströmungen wie Regionalität, Saisonalität, der Verzicht auf künstliche Zusatzstoffe, artgerechte Tierhaltung, Bio- und Ökoprodukte, umweltfreundliche Verpackungen oder fairer Handel verliert in den unteren Schichten an Bedeutung.

Zunahme beim Auswärts-Essen

Immer mehr Menschen essen auswärts, weil es weniger Aufwand bedeutet und man es genießt, sich um nichts kümmern zu müssen. In Ergänzung dazu gehen aber auch immer mehr Menschen aus sozialen Motiven ins Restaurant: Jeder zweite begründet seinen Restaurantbesuch damit, dass es eine gute Möglichkeit sei, sich mit anderen zu treffen und sich gut und entspannt zu unterhalten. Dies ist durchaus eine Gegenbewegung zum beschleunigten Lebensalltag: Viele soziale Strukturen gehen aufgrund von Flexibilisierung, Beschleunigung und Mobilität verloren. Gemeinsame Mahlzeiten sind da ein wichtiger Ankerpunkt.

Hohe Ansprüche an die schnelle Küche

Unser Alltag ist mittlerweile durchdrungen von Convenience Food, verzehrfertigen Lebensmitteln für jede Gelegenheit, jede Tageszeit und jeden Appetit: Morgens im Coffeeshop zum großen Latte Macchiato „to go“ gleich noch einen belegten Bagel auf die Hand. Mittags in aller Eile – die Zeit drängt, das nächste Meeting steht an – schnell noch den Inhalt einer Asia-Nudelbox verspeisen. Beim Essen für jede Gelegenheit sind dennoch besonders „ehrliche Produkte“ aus hochwertigen Zutaten gefragt. Gleichzeitig erfährt die „gekühlte Frische“ insgesamt eine steigende Nachfrage.

Heutzutage soll es eben nicht nur schnell gehen und sättigen, sondern es muss auch gesund, hochwertig, vitaminreich, biologisch und regional produziert sowie nachhaltig verpackt sein: Eine Herausforderung für die Lebensmittelindustrie und eine Chance für neue Player am Markt, die unabhängig von großen Lebensmittelkonzernen sind und authentisch für handwerklich hergestellte, qualitativ hochwertige, nachhaltige Produkte werben können und den Käufern gleichzeitig noch ein gutes Gewissen bescheren.

Nachhaltig und gesund, Convenience und Frische, Weltküche und Fusion-Food

Ressourcen-Knappheit, Umweltschutz, Verschwendung, Verpackungsmüll betreffen uns alle, auch im Alltag. Und so ist es nicht verwunderlich, dass diese gesellschaftlich und ökologisch wichtigen Themen sich zunehmend in der Gastronomie widerspiegeln.

Durch den Siegeszug von Convenience-Food hat die Ernährung einen anderen Stellenwert bekommen. Mit vorbereiteten Nahrungsmitteln kaufen wir uns Zeit.

Dass dem Mixen, Mischen und Kreuzen in der Küche keine Grenzen mehr gesetzt sind, ist die kulinarische Folge der Globalisierung. Fusion-Küche wird daher weiter an Bedeutung gewinnen.

Fazit: Gastronomie, die sich an diesen Veränderungen in der Gesellschaft orientiert, kann auf vielversprechende Aussichten für die Zukunft vertrauen.

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