Koalitionsvertrag: Chancen und Herausforderungen für das Gastgewerbe
Die News der Kalenderwoche 16: Was der Koalitionsvertrag für die Branche bedeutet – Bargeldlose Bezahlung – Projekt „Kick-Start“ des DEHOGA Hessen

Was der Koalitionsvertrag für die Branche bedeutet
Der Koalitionsvertrag von SPD und Union trägt den Titel „Verantwortung für Deutschland“. Neben der Verpflichtung, schrittweise digitale Bezahloptionen anzubieten, enthält er eine Reihe von Punkten, die für das Gastgewerbe relevant sind. Der Branchenverband DEHOGA Nordrhein-Westfalen hat eine Einschätzung dazu abgegeben.
Vertreten durch die Präsidenten Andreas Büscher, Patrick Rothkopf und Hans-Dietmar Wosberg begrüßt der Verband insbesondere die Rückkehr zum reduzierten Mehrwertsteuersatz. „Für diese Entscheidung haben wir seit mehreren Jahrzehnten gekämpft. Sie bedeutet Fairness und steuerliche Gleichbehandlung für die Gastronomie beim Verkauf von Speisen und ist zudem ein wichtiger Baustein für die wirtschaftliche Stabilität und die Zukunftsfähigkeit unserer Betriebe“, erklärt Patrick Rothkopf. Auch die geplante Flexibilisierung der Arbeitszeiten durch die Einführung einer Wochenarbeitszeit anstellte der Tageshöchstarbeitszeit ermöglicht nun mehr Spielraum. So könne man auf Spitzenzeiten und Beschäftigtenwünsche viel besser eingehen, heißt es.
Ein weiterer wichtiger Impuls ist die angestrebte Entbürokratisierung, die dem Gastgewerbe bislang viele Arbeitsstunden kostet. Der DEHOGA NRW fordert hier die konsequente Umsetzung der angekündigten Maßnahmen.
Kopfzerbrechen bereitet dem Verband und damit der Branche die Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro zum Jahr 2026. „Der Kostendruck ist weiterhin enorm. Eine so drastische Erhöhung des Mindestlohns wird sich nicht nur beim Lohneinstieg auswirken, sondern auf das gesamte Gehaltsgefüge.“ Im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe ist ohnehin ein Lohnzuwachs von 5,8 Prozent zum 1. Juni 2025 geplant. Es muss eine wirtschaftlich tragfähige Lösung gefunden werden.
Rothkopf fasst zusammen: „Wenn die positiven Elemente im Koalitionsvertrag zeitnah so umgesetzt werden, verbessern sie einerseits die Rahmenbedingungen in Gastronomie und Hotellerie. Andererseits sind die Voraussetzung dafür, die vielfältigen Herausforderungen im Gastgewerbe, die in Teilen durch den Koalitionsvertrag entschärft werden, in den Griff zu bekommen.“
Bargeldlose Bezahlung

Wie auch die Initiative „Deutschland zahlt digital“ sehen SPD und CDU/CSU die Relevanz von digitalen Bezahloptionen für Gäste und Verbraucher. Im neuen Koalitionsvertrag heißt es: „Wir stellen sicher, dass jeder weiterhin selbst entscheiden kann, wie er bei Geschäften des Alltags bezahlt. Das Bargeld als gängige Zahlungsform erhalten wir. Wir setzen uns für echte Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr ein und wollen, dass grundsätzlich Bargeld und mindestens eine digitale Zahlungsoption schrittweise angeboten werden sollen.“
Durch elektronische Bezahlung kann Steuerbetrug in bargeldintensiven Branchen vermieden werden. Es wird geschätzt, dass dem Staat durch Hinterziehung rund 10 bis 15 Milliarden Euro an Umsatz- und Gewinnsteuer pro Jahr entgehen. Der DEHOGA warnt jedoch vor den Mehrbelastungen, die sich durch die Pflicht für ihre Mitglieder ergeben können.
Und die Gäste? Die Konsumenten bevorzugen die digitale Bezahlung, wie aus einer Bitkom-Studie aus dem letzten Sommer hervorgeht. Die Ergebnisse zeigen, dass mittlerweile sogar eine deutliche Mehrheit der Deutschen (59 Prozent) das Smartphone oder die Smartwatch in den vorangegangenen 12 Monaten zum Bezahlen genutzt hat. Zählt man EC- oder Kreditkarte hinzu sind es 98 Prozent, die zumindest hin und wieder im Geschäft bargeldlos bezahlen. Zugleich geben rund drei Viertel (76 Prozent) an, dass es sie stört, wenn sie nicht kontaktlos zahlen können. Fast ebenso viele (73 Prozent) fordern, dass alle Geschäfte gesetzlich verpflichtet werden sollten, neben Bargeld auch mindestens eine elektronische Bezahlmöglichkeit anzubieten.
Es gibt zwar Unterschiede in den Altersgruppen, doch auch bei den Befragten 65+ fühlen sich 72 Prozent gestört, wenn nur Bargeldzahlung möglich ist. 93 Prozent von ihnen haben im vergangenen Jahr mindestens einmal ohne Bargeld bezahlt. Bei den 16- bis 29-Jährigen haben im Jahr vor der Befragung 99 Prozent mindestens einmal digital bezahlt, in der Altersgruppe 30 bis 49 waren es 100 Prozent, und im Alter zwischen 50 und 64 zahlten 98 Prozent mindestens einmal bargeldlos.
Projekt „Kick-Start“ des DEHOGA Hessen

Der Hotel- und Gaststättenverband in Frankfurt schult mit dem Projekt „Kick-Start“ Ungelernte, Asylbewerber und Langzeitarbeitslose, um sie für einen Job in der Gastwelt zu interessieren und fit zu machen. Mit dem Projekt soll dem Personalmangel in der Branche entgegengewirkt werden und Geflüchteten und (Wieder)-Einsteiger die Arbeitsuche erleichtert werden.
Es gibt Kurse für Servicekräfte und Küchenhelfer sowie künftig für Housekeeping. Sie dauern drei Monate. Auf dem Lehrplan stehen Inhalte wie Tisch decken, Servieren, der Umgang mit Gästen, Hygienegrundlagen und vieles mehr. Da sich das Angebot auch an Geflüchtete richtet, sind Sprachkenntnisse ebenfalls Teil der Ausbildung. Inbegriffen ist außerdem ein Praktikum im Partnerbetrieb. Die Teilnehmer des Lehrgangs, der im November 2024 zum ersten Mal startete und nun bereits im zweiten Durchgang läuft, kommen zum Beispiel aus Thailand, Nigeria, Polen und Russland. Sie alle sind auf der Suche nach einer Stelle im Gastgewerbe. Einige von ihnen haben auch bereits Erfahrungen aus Restaurants und Hotels und möchten sich weiterbilden. Das Projekt „Kick-Start“ ist praxisnah und hilft bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Dafür arbeitet der DEHOGA mit der Agentur für Arbeit in Frankfurt zusammen, die die Kursteilnahme über Bildungsgutscheine finanziert. Durchgeführt werden die Kurse von der Genussakademie Professional. Insgesamt haben bislang rund 30 Teilnehmer die Schulungen besucht.
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Lena Häfermann
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